PArt gratuliert Bianca Patricia Isensee herzlich zur Verleihung des Förderpreises der Handelskammer Hamburg!

Anlässlich der Verleihung des “Wolfgang-Klähn-Förderpreis 2021” an Bianca Patricia Isensee und des “Wolfgang-Klähn-Preises 2021” an Friedel Anderson eröffnet die Freie Akademie der Künste Hamburg am 07. März eine Ausstellung mit beiden Kunstschaffenden. Bianca Patricia Isensees Werke werden im Foyer präsentiert.

OBLIVION
Malerei Ausstellung von Bianca Patricia Isensee 
08.03.2022 bis 10.04.2022

Vernissage: 07.03.2022 ab 18 Uhr

Einführung: Thomas Gädeke
Grußworte: Reinhold Engberding, Freie Akademie der Künste & Frank Pielot, Gesamtverband des Hamburger Handwerks

“In ihrer Malerei bewegt sich die Künstlerin Bianca Patricia Isensee zwischen experimentellem Forschungsdrang, divers konnotierten Kunstmaterialien und kognitiven wie intellektuellen Übersetzungsprozessen. Mit ihren Arbeiten untersucht sie gesellschaftsreflexive, systemische Verhältnisse, fokussiert deren Ursprünge und epochenübergreifende politische Lesarten. Dabei zeigt sie die Verankerung historisch basierter Themen in aktuellen Diskursen auf. Nicht selten sind es konkrete gegenwartsspezifische Gegenstände, die die Künstlerin in ihrer Malerei verhandelt. So zeigt sie in Ihrer Werkgruppe OBILIVION normative Strukturen anhand vergessener oder gar verbotener Heilpflanzen auf und katapultiert deren individuelle Rezeption in einer Transfergeschichte des Wissens in die Gegenwart. Insbesondere die politische und gesellschaftliche Bedeutung von Heilpflanzen wird hierbei prononciert, wie sich beispielhaft anhand der Geschichte von Mandragora im Zusammenhang mit Todesstrafe und Folter deutlich zeigt. Mit Rekurs auf die lateinischen Pflanzenbezeichnungen in ihren Werktiteln werden etwa Fragestellungen aktueller medizinischer oder pharmazeutischer und damit marktrelevanter Auslegung angeregt. Hierbei widmet sich die Künstlerin – ebenso wie in der zweiten Serie – um politische Themenkomplexe, die sich wiederum inhaltlich überschneiden.

Ihrer Serie IDEOLOGIEN legt Bianca Patricia Isensee politisch-ideologische Metamorphosen im Sinne religiöser und politischer Quellen zugrunde, die in ihrer ursprünglichen Eigenschaft und Funktion positiv konnotiert sind und im Zuge der Rezeptionsgeschichte Interessen von Instrumentalisierung und Manipulation anheim fallen. Die Bilder bieten einen Einstieg in die jeweils zugrunde liegende Thematik, sodass die Betrachtenden mit den tödlichen Folgen oder dem Leid, welches diese Destruktion und Missbrauch der Inhalte zur Folge hatten, konfrontiert sind. Als Closeups herangezoomt und zugleich fragmentiert degradiert sie die gesellschaftlich relevanten, normativen Dinge und thematischen Sachzusammenhänge zu ornamentalen Strukturen. Eigens konzipierte und gefertigte Glasobjekte unterstützen dabei aktive Perspektivwechsel in beiden Serien, sodass fließend geschwungene Glaskörper ein experimentelles wie facettenreiches Spiel von Wahrnehmungen und Wirkungen zwischen Figuration und Abstraktion erzeugen. Die in die Malerei übersetzten, seltsam gewundenen Glas-Objekte scheinen in den Bildräumen zu schweben und verzerren die Inhalte, machen sie zu Mustern, komprimieren die Motive zu eigenen Miniatur-Malereien. Sie erinnern an transparente Röhren, an Glasfaserkabel, welche zur Informationsübertragung dienen, oder an Wasser, das auch Informationen speichert und überträgt. Für die Künstlerin sind sie optische Instrumente, ihre Arbeits-Werkzeuge, welche die dargestellten Themen entfremden, das gezeigte in Frage stellen, unsere Wahrnehmung stören. Die Künstlerin hat die zahlreichen Glasskulpturen nur für die Gemälde entwickelt und selbst hergestellt. Ihre optischen Phänomene erscheinen den Betrachtenden irgendwie vertraut und zugleich fremd. Die Frage nach dem Gegenstand und seinem reellen Vorhandensein steht im Zeitalter der 3-D Technologie sofort im Raum. Das jeweilig in den Glas-Objekten brechende Bild ist keine Fiktion, sondern greifbare Folge von den Eigenschaften des Materials, der jeweiligen Bewegung zum Zeitpunkt der Erschaffung und der Verzerrung des Lichts. Somit sind die Glas-Skulpturen die analoge Frage der Künstlerin nach unserer Wirklichkeit. (…)
Und welche Rolle spielt das Malmaterial im Zusammenhang ihrer politischen Arbeiten? – sind es doch Pigmente wie Malachit, Lapislazuli, Purpur und andere, die einerseits auf mineralogischer wie auch pflanzlicher Basis entstanden und in ihrer Entstehungsgeschichte mit Kriegen, Wirtschaftsinteressen und Machtverhältnissen verzahnt und politisch aufgeladenen sind und zu denen die Künstlerin Position bezieht. Bianca Patricia Isensee leitet mit dem Motivgegenstand im Zusammenspiel ihres experimentellen Schaffensprozesses zwischen Objektgestaltung und Malerei zu sozialen Fragen und verweist auf die ebenenreiche Geschichtsschreibung und Rezeption des Untersuchungsgegenstandes mit  explizit gesellschaftspolitischer Konnotation.”

Text: Dr. Ina Jessen

 

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr

 

Ort:

Freie Akademie der Künste
Klosterwall 23
20095 Hamburg

www.fadk.de